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Impuls zum 10. Dezember 2021

Zum Tag der Menschenrechte

Von der Kommission Migration

Damit Solidarität wachse
Es ist still geworden. Wenig hören wir über die Menschen, die in den Lagern an den EU-Außengrenzen, sei es auf Lesbos, Samos oder Chios, auf Asyl hoffen. Vor einem Jahr hat die pax christi-Kampagne „Kein Weihnachten in Moria“ (später „Menschenrecht statt Moria“) auf die Situation der Menschen in den Lagern auf den griechischen Inseln aufmerksam gemacht und ihre Aufnahme gefordert. Und doch müssen weiterhin viele Menschen in den sogenannten Hotspots auf den griechischen Inseln ausharren. Zum Teil auch in neuen Lagern, die mehr ein Gefängnis als eine sichere Unterkunft sind. Wieder steht Weihnachten bevor:

  • Ein Weihnachten, das wieder keines ist, weil der Grenzschutz für viele Staatenlenkende der EU immer noch höheren politischen Stellenwert hat als der Schutz von Menschen und ihren Rech-ten. 
  • Ein Weihnachten, das wieder keines ist, weil Hoffnung auf neue Chancen für ein Leben in Sicherheit, in Frieden und in Würde am politischen Taktieren erstickt.

Doch diese Hotspots in der Ägäis-Region sind nicht die einzigen Orte der Perspektivlosigkeit. Regionen der an Belarus grenzenden EU-Staaten Polen, Lettland und Litauen kommen sorgenvoll dazu. Es gibt ein Sperrgebiet, zu dem Journalistinnen und Journalisten keinen Zutritt haben und humanitäre Hilfe auch nur sporadisch und wenig koordiniert zu den Menschen in der Kälte und Unsicherheit gelangt. Migrantinnen und Migranten sind an dieser Grenze bereits gestorben. Sie werden instrumentalisiert zur Durchsetzung politischer Interessen des belarussischen Staatspräsidenten. 

Sie stoßen auf eine verängstigte EU, welche versucht, das eigene politische Versagen in der Regelung humaner Migrationswege und Asylverfahren zu kaschieren, indem sie Härte an den Grenzen zeigt. Dass dabei billigend der Tod von Menschen in Kauf genommen wird, scheint nur wenig politisch Verantwortliche zu interessieren. 
Anstatt einem autoritären Herrscher den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem das Recht der flüchtenden Menschen auf Asyl geprüft wird, sie aufgenommen und in der EU verteilt werden, wird mit Lukaschenko und anderen Drittstaaten über diese Menschen verhandelt, als wären sie Waren. Einerseits werden somit Menschen und ihre Grundrechte wie ein Gut behandelt, das getauscht werden kann, und andererseits wird autoritären Regimen damit indirekt gezeigt, dass sie die EU mit Migrationsbewegungen unter Druck setzen können. Schutzsuchende Menschen stehen an der Grenze zur EU. Dort werden sie trotz einiger illegaler Abschiebungen per Flugzeug bleiben. Diese Menschen brauchen konkrete Hilfe und eine Perspektive, und zwar auf einer demokratischen und menschenrechtlichen Basis. 

Die Forderung nach der Aufnahme der Menschen von den EU-Außengrenzen formuliert pax christi weiterhin, ebenso wie die Notwendigkeit einer menschen-rechtsbasierten Asyl- und Migrationspolitik. Wir starten in diesem Jahr keine eigene Kampagne. Gerne jedoch verweisen wir von der pax christi Kommission Migration auf die Aktion der Seebrücke „Grünes Licht für Aufnahme“ mit einer klaren Botschaft an die künftige Ampelregierung: Lasst uns jetzt die Migrantinnen und Migranten an der belarussischen Grenze zur EU in den Kommunen aufnehmen, die bereit dazu sind. 

#GrünesLichtFürAufnahme 
https://seebruecke.org/aktuelles/kampagnen/gruenes-licht-fuer-aufnahme 

Als Kommission für Migration möchten wir einladen, dieser politischen Forderung der Seebrücke ein adventliches Zeichen hinzuzufügen. Grün steht nicht nur als Ampelfarbe für „freie Fahrt“ und „Erlaubnis zum Go“, sondern auch für Hoffnung. Der Advent ist eine Zeit der Hoffnung, verbunden mit einem Symbol für die Geburt des Messias, der mit einem jungen Trieb verglichen wird, der aus dem Baumstumpf Isais, des Vaters von König David, hervorkommt. Daher laden wir ein, nicht nur die eigene Wohnung mit grünem Licht zu illuminieren und ein Zeichen für die Aktion und das Anliegen der Seebrücke zu setzen, sondern ins Fenster neben einem grünen Licht eine grüne Zimmerpflanze zu stellen gemeinsam mit dem Text „Grünes Licht für Aufnahme, damit Solidarität wachse“ – Solidarität mit Flüchtenden.

Bausteine für Gebet und Impuls als persönliche und spirituelle Begleitung für die Aktion bieten wir gerne auch:

Bibeltext aus dem 11. Kapitel des Jesajabuchs
1 Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, / ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht. 2 Der Geist des HERRN ruht auf ihm: / der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, / der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN. 3 Und er hat sein Wohlgefallen an der Furcht des HERRN. / Er richtet nicht nach dem Augenschein / und nach dem Hörensagen entscheidet er nicht, 4 sondern er richtet die Geringen in Gerechtigkeit / und entscheidet für die Armen des Landes, wie es recht ist.

Impuls
Das Augenmerk des erwarteten Gesalbten, der als ganz jung und zart im Symbol des jungen Wurzeltriebs beschrieben wird, ruht auf den Kleinen und Schwachen. Zur Zeit der Geburt von Jesus hat niemand erwartet, dass der Messias wirklich „ernst macht“ mit dieser Solidarität mit den Schwachen, mit der Zartheit eines jungen Triebes. Dass er das so ernst nimmt, dass er selbst als ein zartes, kleines Baby in die Welt kommt, nicht als mächtiger König und Staatschef, war ungewöhnlich und befremdlich. Jesus als Messias braucht nicht die weltliche Macht der Unterdrückung und Ausbeutung, der Erpressung. Er setzt allein auf den Geist Gottes. Dieser Geist mit seinen unterschiedlichsten Nuancen und Wirkweisen bewirkt, dass der Messias in Gerechtigkeit auf-richtet und an der Seite der Armen steht, ihnen zu ihrem Recht verhilft. 

Der Messias Gottes kommt klein und wird groß und wirkungsvoll durch die Geistkraft Gottes. Weihnachten heißt also, auch in uns kleinen Menschen kann aufrichtende Gerechtigkeit und Solidarität mit den Armen unserer Zeit groß und wirkmächtig werden. Wenn Menschen, die Schutz und eine neue Perspektive suchen, weil sie im Krieg, im Terror und in der Gewalt ihrer Heimat nicht mehr leben können, sollten sie auf Mitmenschen, die in Frieden leben, zählen dürfen. Sie sollen zählen dürfen auf die, die entscheiden, wie es recht ist auf der Grundlage demokratischer Werte und der Menschenrechte. Dazu braucht es nicht übermächtige göttliche Kräfte, sondern Menschen guten Willens, die begeistert sind von der Würde des Menschseins über alle Grenzen hinweg. Es braucht Menschen guten Willens, die die Hoffnung wachsen lassen, dass die solidarische Aufnahme von Migrantinnen und Migranten zur Prüfung ihres Rechts in aller Würde, ohne Kälte und Hunger gelingen kann. 

Gebet
Es möge wachsen in mir die Gaben der Geistkraft Gottes:
  • Die Weisheit, um das richtige Gespür für die Sorgen und Bedürfnisse meiner Mitmenschen zu haben, sensibel dafür zu sein, wo Unrecht geschieht.
  • Die Einsicht, um tiefer sehen zu können und Zusammenhänge erkennen zu können, wahrzunehmen, was die Berufung meines Lebens ist.
  • Die Erkenntnis, um fähig zu sein, zwischen lebensförderlichen und lebensfeindlichen, zwischen gerechten und ungerechten Taten und Haltungen entscheiden zu können.
  • Der Rat, um ein offenes Ohr für andere zu haben, bereit zu sein, andere zu verstehen, ihnen richtig zuhören zu können und sie begleiten zu können zu einem Leben in Freiheit und Würde.
  • Die Stärke, um Rückgrat zu haben und mutig zu sein, um ein Mensch zu sein, an dem sich andere aufrichten können, und an dem sich andere für ein solidarisches, rücksichtsvolles und mitmenschliches Verhalten ausrichten können.
  • Die Frömmigkeit, um glaubwürdig und glaubensfähig in meinem Engagement für Frieden und Gerechtigkeit zu sein, um zu zeigen, dass ein vertrauensvolles Miteinander aller Menschen möglich ist.
  • Die Gottesfurcht, um auszustrahlen, dass uns so vieles von Gott geschenkt ist und nicht nur aus den Leistungen von Menschen kommt, um andere daran zu erinnern, dass der Glaube an einen Menschgewordenen Gott bedeutet, mit allen Menschen respektvoll umzugehen. 

So möge wachsen die Hoffnung in unserem Land und der Europäischen Union auf den angekündigten Paradigmenwechsel zu einer wirklich solidarischen Migrationspolitik. Es möge wachsen die Hoffnung auf ein friedliches Miteinander zwischen Flüchtenden und Aufnahmegesellschaft. Es möge wachsen die Hoffnung auf ein Ende der Perspektivlosigkeit und Abschreckung hin zu einem Weg gelingenden Lebens an jedem Ort dieser Erde. So möge überall der junge Trieb des Reiches Gottes sprießen und wachsen. AMEN.

Fürbitte 
(vielleicht mit in einen Gottesdienst nehmen)

Wir beten für die Menschen, die an der EU-Außengrenze vor allem zwischen Belarus und den EU-Staaten Polen, Lettland und Litauen ausharren und zum Spielball politischer Strategien geworden sind. Wir beten für alle Initiativen, die sich für eine gerechte und schnelle Aufnahme dieser Menschen einsetzen und für ein schnelles solidarisches Handeln. Stärke die politische Entschiedenheit für Menschenwürde. 

Sendung und Segen
Wenn Gott die Schwachheit menschlichen Lebens auf sich nahm, dann nimm ihn auf in Gestalt der Schwächsten Deiner Mitmenschen mit all Deiner mitfühlenden Stärke. 

Wenn Gott die Gnadenlosigkeit menschlicher Gier auf sich nahm, dann nimm ihn auf in der Gestalt der Schwächsten Deiner Mitmenschen mit all der Barmherzigkeit menschlicher Solidarität.

Wenn Gott den Hass und die Gleichgültigkeit auf sich nahm, dann nimm ihn auf in Gestalt der Schwächsten Deiner Mitmenschen mit voller Liebe und Empathie. 

Wenn Gott die Hoffnungslosigkeit und Endlichkeit des Daseins auf sich nahm, dann nimm ihn auf in Gestalt der Schwächsten Deiner Mitmenschen mit all der Zuversicht auf Leben in Würde. 

Wenn Gott Dir in Jesus, dem Christus, auf Augenhöhe begegnet, dann begegne allen Menschen mit dem Segen, der Dich erfüllt. Es ist der Segen, der Dir zutraut, Hoffnung zu sähen, Schwache zu stärken, Erniedrigte aufzurichten, Frieden zu suchen. So schenke Dir Gott mütterlichen und väterlichen Segen, geschwisterlichen Rückhalt und geistliche Ermutigung, heute, morgen und alle Zeit. AMEN.