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Impuls zum 9. Januar 2022

Zum 1. Sonntag im Jahreskreis

Von Stefanie Wahl (Petersberg), pax christi-Bundesvorsitzende

Lied
Von guten Mächten wunderbar geborgen

Neuanfang
Am Anfang eines neuen Jahres, da haben wir gute Vorsätze. Wir planen die nächsten 365 Tage. Man fragt sich: Was kommt alles auf mich zu? Wie wird dieses Jahr? Welche Highlights wird es für mich haben? 2022 fragen wir uns: Wie geht es mit Corona weiter? Wie geht es politisch unter einer neuen Regierung weiter? Wird es ein friedliches Jahr? Wird es gerechter zugehen auf der Welt oder nehmen Ungerechtigkeiten, soziale und politische Spaltungen weiter zu? 

Um den Neuanfang, um das, was kommen wird, drehen sich auch die Bibeltexte an diesem Sonntag. Der Evangelist Lukas erzählt von der Taufe Jesu durch Johannes den Täufer und von der messianischen Hoffnung. Die Lesung aus dem Buch Jesaja verkündet das Kommen des befreienden Gottes. 

Hoffnung und Zuversicht für das kommende Jahr? Wir gehen in das dritte Coronajahr. Kontaktbeschränkungen, 2G, 3G, 2G-Plus, Impfen, Boostern, Omikron, Montagsspaziergänge … all das klingt nicht gerade nach Aufbruch und Neuanfang, sondern nach, weiter wie gehabt. Neues Jahr, alte Probleme. Auch friedenspolitisch klingt im neuen Jahr vieles nach alten Problemen: Bewaffnete Drohnen für die Bundeswehr, Spannungen zwischen der NATO und Russland, Tote an den EU-Außengrenzen – kein friedlicher Start ins neue Jahr. Die Worte des Propheten Deuterojesaja sprechen unter anderem die an, die entmutigt sind und richtet den Blick auf den Neuanfang. 

Lesung: Jes 40,1-5.9-11 (Einheitsübersetzung)
Lesung
aus dem Buch Jesája.

1 Tröstet, tröstet mein Volk,
spricht euer Gott.
2 Redet Jerusalem zu Herzen
und ruft ihr zu,
dass sie vollendet hat ihren Frondienst,
dass gesühnt ist ihre Schuld;
dass sie empfangen hat aus der Hand des HERRN Doppeltes
für all ihre Sünden!
3 Eine Stimme ruft:
In der Wüste bahnt den Weg des HERRN,
ebnet in der Steppe eine Straße für unseren Gott!
4 Jedes Tal soll sich heben,
jeder Berg und Hügel sich senken.
Was krumm ist, soll gerade werden,
und was hüglig ist, werde eben.
5 Dann offenbart sich die Herrlichkeit des HERRN,
alles Fleisch wird sie sehen.
Ja, der Mund des HERRN hat gesprochen.

9 Steig auf einen hohen Berg,
Zion, du Botin der Freude!
Erheb deine Stimme mit Macht,
Jerusalem, du Botin der Freude!
Erheb deine Stimme, fürchte dich nicht!
Sag den Städten in Juda:
Siehe, da ist euer Gott.
10 Siehe, GOTT der Herr, kommt mit Macht,
er herrscht mit starkem Arm.
Siehe, sein Lohn ist mit ihm
und sein Ertrag geht vor ihm her.
11 Wie ein Hirt weidet er seine Herde
auf seinem Arm sammelt er die Lämmer,
an seiner Brust trägt er sie,
die Mutterschafe führt er behutsam.

Selig oder alles wird gut 
Jahresbeginn, Neuanfang, Taufe, Hoffnung für die Zukunft – all diese Worte erinnern mich in diesem Jahr an die Geburt und Taufe meines Kindes. Was gibt man einem Kind am Lebensanfang mit auf den Weg? Mit der Taufe wurde es in die Gemeinschaft der Christ*innen aufgenommen. Seine Pat*innen haben dem Kind einen Taufspruch ausgesucht, den sie ihm mit auf den Weg geben: Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen. (Psalm 91,11) 

Behütet zu sein und auf Gott zu vertrauen, ja, das wünscht man einem Kind. Aber neben dem Vertrauen auf Gott, ist die Taufe, mit der man in die Gemeinschaft der Christ*innen aufgenommen wird, auch mit der Nachfolge Jesu und dem Christ*insein verbunden. 

Jesus selbst, hat uns in den Seligpreisungen mitgegeben, was Christ*insein bedeutet: 
3 Selig die Armen im Geist - ihnen gehört das Himmelreich.
4 Selig die Trauernden - sie werden getröstet werden.
5 Selig die Gewaltlosen - sie werden das Land erben.
6 Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit - sie werden gesättigt werden.
7 Selig die Barmherzigen - sie werden Barmherzigkeit erlangen.
8 Selig, die reinen Herzens sind - sie werden Gott schauen.
9 Selig, die Frieden stiften - sie werden Söhne und Töchter Gottes genannt werden.
10 Selig, die verfolgt sind um der Gerechtigkeit willen - ihnen gehört das Himmelreich.
11 Selig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und euch das Ärgste nachsagen um meinetwillen und dabei lügen.
 (Mat 5:1-12 ZUR)

Auch das möchte ich meinem Kind mitgeben. Christ*insein – das ist verbunden mit Attributen wie Gewaltlosigkeit, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Frieden. Für viele von uns ist die Bergpredigt ein wichtiges Fundament des Engagements für den Frieden und immer wieder aufs Neue eine Motivation auch angesichts noch so schwieriger Bedingungen und politischer Entwicklungen positiv und engagiert zu bleiben. Und so möchte ich, auf die Empfehlung einer befreundeten Exegetin hin, das Wort „Selig“ mit „Alles wird gut“ übersetzen. 

Alles wird gut für die im Geist Armen, die sich nicht als die Gewinner sehen, sondern selbstkritisch und voller Selbstzweifel sind und sich selbst nicht zu wichtig nehmen.
Alles wird gut für die, die trauern,
alles wird gut für die, die sich nach Frieden und Gerechtigkeit sehnen, alles wird gut für die, die barmherzig handeln, und die deswegen sogar verfolgt werden. 
Alles wird gut – darin drückt sich die Zuversicht, das Hoffnungsvolle, von dem auch die Texte des heutigen Sonntags sprechen, aus. Alles wird gut – ist kein Satz der beruhigen soll. Der Satz soll Ansporn sein, sich im Sinne des Guten zu engagieren, sich für Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung einzusetzen und im Sinne der Seligpreisungen jeden Tag Christ*in zu sein. 

Lied „Selig seid ihr“ (GL 458)
1. Selig seid ihr, 
wenn ihr einfach lebt. 
Selig seid ihr, wenn 
ihr Lasten tragt. 

2. Selig seid ihr, 
wenn ihr lieben lernt. 
Selig seid ihr, 
wenn ihr Güte wagt. 

3. Selig seid ihr, 
wenn ihr Leiden merkt. 
Selig seid ihr, 
wenn ihr ehrlich bleibt. 

4. Selig seid ihr, 
wenn ihr Frieden macht. 
Selig seid ihr, 
wenn ihr Unrecht spürt.

Zum Schluss
Text von Dorothee Sölle „Zeitansage“

Es kommt eine zeit
da wird man den sommer gottes kommen sehen
die waffenhändler machen bankrott
die autos füllen die schrotthalden
und wir pflanzen jede einen baum

Es kommt eine zeit
da haben alle genug zu tun
und bauen die gärten chemiefrei wieder auf
in den arbeitsämtern wirst du
ältere leute summen und pfeifen hören

Es kommt eine zeit
da werden wir viel zu lachen haben
und gott wenig zu weinen
die engeln spielen klarinette 
und die frösche quaken die halbe nacht

Und weil wir nicht wissen 
wann sie beginnt
helfen wir jetzt schon
allen engeln und fröschen
beim lobe gottes

Lied
GL 365 Meine Hoffnung, meine Freude